Buchvorstellung: Ameisen brennen nicht

Eifler stellt Roman "Ameisen brennen nicht" vor: Wie eine Kindheit auf dem Land abrupt zu Ende geht

Werner Lutz las in Kaisersesch vor einem großen Publikum aus seinem ersten Roman.

Verfasst von Rhein-Zeitung
Von unserer Mitarbeiterin Brigitte Meier

Doch nicht allein der Leichenfund im Ameisenhaufen ist der Knackpunkt des Romans. Vielmehr erinnert sich Lutz an seine behütete Kindheit, die vor allem durch sein besonderes Verhältnis zum Vater und dessen pädagogische Maßnahme "Salzsacksitzen" in der Backstube, geprägt wird.

Etwa 150 Zuhörer sind neugierig auf die Lesung im alten Kinosaal in Kaisersesch mit dem ehemaligen Stadtbürgermeister, Lehrer und Schulleiter Werner Lutz, der auf 320 Buchseiten unter Beweis stellt, dass er nicht nur regieren und lehren, sondern auch schreiben kann. "Mein erster Eindruck war: Dieser Mann hat was zu erzählen", erinnert sich Verleger Arne Houben, Rhein-Mosel-Verlag, an die erste Begegnung mit Lutz, als dieser mit seinem Manuskript unterm Arm bei ihm vorsprach.

Erwartet der Leser die harmlosen Sommerferienerlebnisse und Jungenstreiche der Dorfjugend in Faid der Nachkriegszeit, wird er nicht enttäuscht. Doch der Roman wäre keiner, würde sich der Autor darauf beschränken. Tatsächlich bietet der Lesestoff das volle Programm eines Krimis: Leichenfund im Ameisenhaufen, Brandstiftung zwecks Beweisvernichtung, Gewalt und Angst, Polizeiaufgebot, Verdächtigungen und Drohungen. Dennoch liefert die Erzählung rund um den unaufgeklärten Mord an einem fahrenden Tuchhändler nur die Rahmenhandlung des Romans. Unter die Haut gehen vielmehr die Fragen, Ansichten, Gedanken und widersprüchlichen Gefühle eines Jungen an der Schwelle zum Erwachsenwerden, die Lutz auch mit viel Humor beschreibt.

Verwirrende Gefühle der ersten Liebe suchen Georg heim

Georg nennt der Autor den Jungen, der unbeschwerte Sommerferien mit Kinderspielen am Bach, Steinewerfen und Herumstromern durch Wald und Flur genießen will. Stattdessen wird Georg mit den weniger idyllischen Gegebenheiten des Dorflebens konfrontiert, mit menschlichen Schwächen und Abgründen, mit dem Ausgrenzen eines behinderten Jungen und hartgesottenen Jugendlichen und gewalttätigen Erwachsenen. Dann wird Georg auch noch von den verwirrenden Gefühlen der ersten Liebe heimgesucht. Regina, das Ferienkind aus der Stadt, "ein Bubikopf mit gelben Söckchen" wirbelt die Jungs durcheinander. Regina integriert den behinderten Arthur in die eingeschworene Gruppe und erweist sich schon bald als ebenbürtige Spielkameradin und zuverlässige Freundin.

In Georgs Familie mit sechs Kindern ist immer etwas los, und die Backstube des Vaters ist der Mittelpunkt des teils turbulenten Familienlebens. Dort werden wichtige Entscheidungen getroffen und Meinungen ausgetauscht, es wird diskutiert, gestritten und sich versöhnt. Und dort sitzt Georg seine Strafen auf dem Salzsack ab, was ihm meist nicht gefällt. Doch er sitzt nicht allein herum, sondern nutzt die Zeit, um mit dem Vater zu reden, während dieser den Brotteig knetet und die Wecken mit Zuckerguss bestreicht. Vater und Sohn reden über Gott und die Welt, alles, was Georg bewegt und bedrückt. So werden Probleme gelöst und Konflikte beigelegt.

Selbst erlebte und gehörte Geschichten

Werner Lutz wurde 1946 in Faid geboren. Er ist verheiratet und hat drei Kinder, war Lehrer in Kaisersesch und an der Realschule Nachtsheim. Von 1994 bis 2009 war er Stadtbürgermeister. In seinem ersten Roman hat selbst Erlebtes aus seiner Kindheit und Geschichten, die ihm erzählt wurden, zu einer spannenden und ereignisreichen Handlung verwoben. Das Buch „Ameisen brennen nicht“ ist im Rhein-Mosel-Verlag erschienen. Morgen, 19.30 Uhr, liest Lutz im Faider Gemeindehaus.

Bildinformation: Werner Lutz las in Kaisersesch vor einem großen Publikum aus seinem ersten Roman. Foto: Brigitte Meier

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