Blutspende in Kaisersesch: Wo Lebensretter Schlange stehen
Während bei den einen schon das Blut fließt, müssen andere sich zunächst noch gedulden und anstehen: Die Liegen für die Blutspender in der Pommerbachschule in Kaisersesch sind dauerhaft besetzt.
Wird ein Platz frei, stehen zahlreiche andere schon längst bereit. Insgesamt 154 Spendewillige finden sich an diesem Tag zusammen.
Das Motiv ist klar, auch für Klaus Lohn: Mit der Blutspende Menschen helfen und Leben retten. Der 52-jährige Düngenheimer will seine 50. Blutspende leisten, doch es klappt nicht. Das Blut will an diesem Tag einfach nicht fließen, seine Spende muss abgebrochen werden. Vor mehr als 30 Jahren ging Klaus Lohn das erste Mal zur Spende. „Eine Bekannte, die bereits Erfahrung damit hatte, meinte: 'Jetzt bist du 18, jetzt kannst du auch gehen. Komm doch mal mit.'“, erzählt Lohn. Das tat er auch und war froh, dass er jemanden dabei hatte, der sich auskannte. „Wenn man die Hürde 'Erstspende' erst einmal genommen hat, dann geht es.“ Trotzdem war er danach viele Jahre lang bei keinem Termin mehr. „Es ging beruflich nicht.“ Die Schichten und Blutspendetermine vertrugen sich einfach nicht.
Vor etwa zehn Jahren kam Lohn dann im Gespräch mit Freunden erneut auf das Thema: „Wir treffen uns regelmäßig zum Singen und haben uns dann mal darüber unterhalten.“ Seitdem versuchen die drei Freunde, regelmäßig gemeinsam die Termine in Kaisersesch wahrzunehmen. „Als 'Blutergruppe' sozusagen“, scherzt der Mehrfachspender, „das klappt allerdings nicht immer.“ Beispielsweise Urlaub oder Geburtstage kamen dazwischen. Mit der 50. Spende soll allerdings noch lange nicht Schluss sein. „Ich gehe weiterhin zur Blutspende – solange ich gesundheitlich kann.“
Noch nicht so oft spendete Michelle Weiler Blut. Die 19-Jährige war zum zweiten Mal dabei. Viele Menschen in ihrem Umfeld, darunter Eltern, Bekannte, aber auch Mitschüler gingen bereits regelmäßig zu den DRK-Terminen. Sobald sie alt genug war, ergriff sie die Möglichkeit, zu spenden. „Es kostet mich nichts und andere können davon profitieren“, sagt Weiler. Aber auch ihr kommt viel dazwischen, wie zum Beispiel das Abitur oder einfach eine Krankheit. „Da denkt man sich: 'Toll, jetzt hast du Zeit und möchtest gehen und dann bist du krank.' Das ist schon ärgerlich“, erzählt Weiler.
Sie gehört im Kreis Cochem-Zell zu einer von wenigen, die erstmals spenden – mehr werden gebraucht: Im Jahr 2017 gab es lediglich 207 Neuspender im Kreis. Obwohl die Bilanz der Neuspender in ganz Rheinland-Pfalz und im Saarland sogar ein leichtes Plus verzeichnet, sind das in Cochem-Zell 55,3 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. „Solche Einbrüche lassen sich nicht immer erklären“, betont Daniel Beiser vom DRK-Blutspendedienst-West. Ein möglicher Grund wäre es, wenn ein großer Termin im Kreis weggefallen wäre, der normalerweise besonders für Neuspender attraktiv ist.
Dabei seien gerade Neuspender besonders wichtig. Aktuell werden zwar die geplanten Zahlen an Spendern erreicht: „Um jedoch dem demografischen Wandel entgegenzuwirken, bräuchten wir auf Dauer mehr Menschen, die regelmäßig Blut spenden“, so Beiser. Das läge daran, dass man nur bis zu einem gewissen Alter Blut spenden darf. Auch Stammspender fallen also mit der Zeit weg und werden gegebenenfalls selbst zu Spendeempfängern. Somit steige auch der Bedarf an Bluttransfusionen. Denn besonders ältere Menschen seien auf das Blut angewiesen. Beispielsweise bei Organschäden.
Das DRK ist mit dem Termin in Kaisersesch allerdings sehr zufrieden. Trotz der gelegentlich starken Einbrüche der Spendebereitschaft, die beispielsweise durch Grippe- und Erkältungswellen, aber auch durch Großereignisse wie die Fußball-WM bedingt sein können, nahmen viele Spender den Termin wahr. Lars Fischer, ebenfalls vom DRK-Blutspendedienst-West, wundert das nicht: „Zu dem Termin in Kaisersesch kommen immer viele und treue Spender. Er war in den vorigen Jahren immer konstant gut besucht.“
Von unserer Mitarbeiterin Annika Könntgen
Bildinformation: Um Blut zu spenden, stehen die Spender in der Pommerbachschule in Kaisersesch sogar an. Das ist leider nicht überall so. Foto: Annika Könntgen