Arge Kaisersesch geht mit gutem Beispiel voran
Wirtschaft So kann es gelingen, gemeinsam die Region zu stärken
Von unserer Redaktionsleiterin Petra Mix
Kaisersesch. Die Bedeutung einer funktionierenden Infrastruktur mit kleinen Geschäften, mittelständischen Betrieben, bedeutenden Arbeitgebern und dem Einkaufsmarkt auf der sogenannten grünen Wiese zeigt sich am Beispiel der Verbandsgemeinde Kaisersesch. Die Arbeitsgemeinschaft Gewerbetreibender (Arge) trägt ihren Teil dazu bei. Das soll sich auch bei dem 3. Gewerbeparkfest widerspiegeln. „Es dient der Vernetzung, dem Kontakte knüpfen, dem Kennenlernen“, fasst Arge-Vorsitzender Siegfried Niederelz zusammen. Die RZ hat mit dem Arge-Vorstand gesprochen, wie die Arbeit im Alltag ausschaut.
1 Worin besteht denn nun der Unterschied zu anderen? Bewusst haben die Kaisersescher bei der Gründung im Jahr 1999 nicht den Namen Gewerbeverein, sondern Arbeitsgemeinschaft gewählt. „Nur“ Werbung zu machen, das ist der Arge zu wenig. Sie baut darauf, die Zukunft in der Verbandsgemeinde Kaisersesch mitzuentwickeln. Mit dem Effekt, „dass auch Wert auf unsere Meinung gelegt wird. Wir arbeiten an vielem Projekten mit“, betont Niederelz. Ein Beispiel: Die Arge hat auch Anteil daran, dass sich Ärzte ansiedeln. „Weil auch die Infrastruktur stimmt, hier gibt es zum Beispiel Apotheken, Physiotherapeuten“, sagt Siegfried Niederelz. Selbst ist er Versicherungsfachwirt, beschäftigt zehn Mitarbeiter.
2 Wie sieht die Arbeit genau aus? Längst ist die Arge ein wichtiger Ansprechpartner für die Verwaltung, transportiert deren Wirtschaftspolitik auch aktiv nach draußen, wie es in der Runde der Arge-Vorstandsmitglieder heißt. „Es ist ganz einfach“, betont Jörg Bertgen, der Chef eines Energiehandels und Vermietservices, der Standorte in Müden und seit einiger Zeit auch in Kaisersesch hat. „Wir gehen einfach mit gutem Beispiel voran.“ Er ist der erste Moselaner, der in der Eifler Arge Mitglied ist. Für ihn, wie für die anderen auch, ist das Gewerbeparkfest immens wichtig. Was er an der Arge Kaisersesch besonders schätzt: „Die sehr gute, konstruktive Zusammenarbeit. das stärkt einem den Rücken.“
3 Wie schwierig ist es, ein Gewerbeparkfest auf die Beine zu stellen? Denn das gilt ja mit Sicherheit als Aushängeschild für die Arge? Felix Heege (30 Jahre alt und seit einigen Jahren Jungunternehmer in der IT-Branche) spricht von großen Herausforderungen. „Die Erwartungen, vor allem die des Organisationsteams, das Fest von vor zwei Jahren zu toppen, sind hoch“, betont der stellvertretende Arge-Vorsitzende. Die Arge rechnet mit mehr als 30 Ausstellern (schwerpunktmäßig aus der Verbandsgemeinde Kaisersesch), das war der Schnitt in den Vorjahren. Und auch das Rahmenprogramm muss passen (siehe Zusatztext). „Wir haben uns einige tolle Sachen einfallen lassen, das gehört aber auch dazu, um den Besuchern etwas bieten zu können“, betont Heege. Vor allem Familien sollen angesprochen werden. Das Fest soll zeigen, was die Unternehmen zu bieten haben. „Das kann sich nämlich sehen lassen“, ist Jörg Bertgen überzeugt.
4 Wie klappt die Zusammenarbeit der Unternehmen? Gibt es keinen Konkurrenzkampf? Diese Frage wird den Arge-Mitgliedsbetrieben oft gestellt. „Es geht um den fachlichen und kollegialen Austausch, um Unterstützung. Jeder macht seine Geschäfte, das muss auch so sein“, betont Niederelz. Das Positive aber ist: „Es ist nicht so, dass der eine dem anderen etwas neidet. Man gönnt sich den Erfolg.“ Das spricht für die Arge Kaiseresch, denn daran hapert es andernorts gelegentlich.
5 Die Arge hat sich auch geöffnet für die Jungunternehmer. Ist das ihr Erfolgsrezept? Das ist, da sind sich alle einig, notwendig, um zukunftsfähig zu bleiben. An Felix Heeges Beispiel lässt sich das gut nachvollziehen. Er hat sein jetziges Unternehmen lange nebenher betrieben. Der Klassiker: das tun viele. Nach amerikanischem Vorbild. „Los geht es praktisch in der Garage, mit viele Hilfe von Familie und Freunden. Und wenn das dann läuft, starten die jungen Leute durch“, erklärt Niederelz „Wir machen den jungen Leuten Mut.“ Zurzeit liegt das Verhältnis jung/alt bei der Arge bei circa 70/30. Ungewöhnlich. Ja, aber es sind die Jungen, die etwas bewegen wollen, weil sie sich sehr stark mit ihrer Heimat identifizieren. Felix Heege ist einer von ihnen. Von Berufs wegen ist er nicht standortgebunden. Aber er lässt sich gerade häuslich nieder in der Eifel, wie es so schön heißt. „Ich bin kein Einzelfall, da gibt es zum Glück eine positive Entwicklung“, betont er.
6 Die Arge-Mitglieder helfen sich gegenseitig, wenn Not am Mann ist. Wie kann das aussehen? Die Hilfe ist ganz lebenspraktisch. „Sei es bei Personalproblemen, oder wenn der eine dem anderen einen Auszubildenden vermittelt, das passt schon“, betont Jörg Bertgen. Die Liste ließe sich noch fortsetzen. „Wir können uns, über die unterschiedlichen Gewerke hinweg, einfach aufeinander verlassen“, betonten die Vorstandsmitglieder
7 Wie kann es gelingen, junge Menschen dazu zu bewegen, in der Region zu bleiben? Die Antwort ist aus Arge-Sicht ganz einfach. „Die Firmen müssen ausbilden, gute Leute heranziehen, um so das Fachkräfteproblem in den Griff zu bekommen“, sagt Niederelz, der allerdings die teils nicht zufriedenstellende Qualität der Bewerber beklagt. Woran das liegt: Mangelnde Praxiserfahrung, fehlende Sozialkompetenz, alles zu verkopft? Ausdrücklich positiv bewertet er in diesem Zusammenhang die die Zusammenarbeit mit der FOS (Realschule plus und Fachoberschule) in Kaisersesch. Praktika spielen hier eine große Rolle. „Das hilft allen, denn ein Praktikum sagt mehr aus als Noten, manchmal sogar mehr als ein Schulabschluss“, betont Siegfried Niederelz.
Bildinformation: Die Vorstandsmitglieder der Arge Kaisersesch schätzen an der Arbeit, dass sich alle aufeinander verlassen können: Felix Heege (von links), Siegfried Niederelz, Jörg Bertgen und Stephan Estel beweisen zudem: Der Vorstand bietet auch Jüngeren Platz. Foto: Kevin Rühle