Kunst entsteht auf Haut, Papier und aus Ton: Denise Bartlett mag die Vielseitigkeit
Ein in der Region bekannter Mann der Kirche gehört zu ihren Kunden. Er hat sich ein besonders gestaltetes Kreuz auf den linken Unterarm tätowieren lassen und ist stolz darauf.
Ein an Parkinson erkrankter Mann fühlt sich stärker, seit eine hübsche Schildkröte als Tattoo auf seiner Haut verewigt wurde, versichert Denise Bartlett. Sie arbeitet seit sieben Jahren in ihrem Kaisersescher Tattoo-Atelier La Nisa, Hinter der Mauer 10, als kreative Tätowiererin. Sie sagt von sich selbst, dass sie einen sehr hohen Anspruch an ihre künstlerische Arbeit hat und die Verantwortung für ihre Kunden sehr ernst nimmt.
„Wenn ich tätowiere, habe ich keine Leinwand oder Zeichenpapier vor mit, sondern die Haut eines Menschen“, macht sich Denise Bartlett immer wieder bewusst. Das grenzenlose Vertrauen, das die Kunden ihr entgegenbringen, indem sie sich Bilder und Symbole ihres Lebens für immer in die Haut ritzen lassen, verlangt äußerst sorgfältiges Arbeiten. Das betrifft sowohl die penible Hygiene der Instrumente sowie des Arbeitsraumes und die hohe Qualität der Farben als auch die künstlerische Darstellung. Außerdem begleitet Denise Bartlett ihre Kunden während des gesamten Heilungsprozesses der Haut nach der Behandlung.
Sie sieht sich nicht als klassische Tätowiererin, sondern als Künstlerin, die Empfindungen, Träume und Lebenseinstellungen auf dem Körper sichtbar macht. Sie sagt: „Nach einer Behandlung weiß ich viel von den Menschen, ihrem Charakter und den Lebensumständen.“ Zur Vorbereitung eines Tattoos nimmt sich die Tätowiererin viel Zeit. Bevor sie einen oder mehrere Entwürfe auf Papier zeichnet, lässt sie sich von dem Kunden nicht nur erklären, welches Bild sie auf der Haut tragen möchten, sondern auch warum sie sich für ein Tattoo entschieden haben. Denise Bartlett möchte, dass sie sich die schmerzhafte Prozedur genau überlegen: „Wer sich aus einer Laune heraus tätowieren lassen möchte, dem rate ich davon ab.“ Bemerkenswert ist, dass die meisten ihrer Kunden um die 40 Jahre und älter sind: „Die haben lange gewartet, bis sie sich trauen. Aber sie haben auch gründlich über ihr Tattoo nachgedacht und wissen genau, was sie wollen.“
Zwar liegt ihr das Tätowieren als Kunst besonders am Herzen, doch erobert Denise Bartletts Kreativität auch andere Bereiche. Das zeigen allein schon ihr Lebenslauf, ihre Ausbildung und berufliche Erfahrungen: Abitur in Daun, Abschluss als Animationsfachassistentin an einer Kunstschule in Luxemburg, Modedesignstudium an der FH Trier mit Einser-Abschluss, Comic-Zeichnerin beim ZDF, Vertretungslehrerin am Gymnasium im Fach Bildende Kunst und seit 2011 freischaffende Künstlerin in Kaisersesch.
"Kunst bringt in der Regel nicht viel Geld ein. Doch bei meiner Arbeit kommt es mir vor allem auf den inneren Reichtum an."
Denise Bartlett aus Kaisersesch
Da sie ihr Haus vorwiegend in Eigenleistung renoviert, kann sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen, etwa beim Gestalten des Außenpflasters, beim Entwerfen und Brennen der Bodenfliesen innen und beim künstlerisch angehauchten Verputz der Wände. Angeregt durch ihre Mutter sie auch das Töpfern für sich entdeckt, erklärt Denise Bartlett: „Ton ist ein wunderbares Material, das mich erdet.“
Die Künstlerin möchte sich nicht auf einen Schaffensbereich festlegen lassen: „Ich möchte auch wieder malen, wenn ich mehr Zeit dazu habe. Das Tätowieren ist für mich sehr wichtig, und beim Töpfern kann ich noch Vieles ausprobieren.“ Dass sie mit der Kunst keine Reichtümer erlangen kann, weiß Denis Bartlett: „Es kommt mir vor allem darauf an, meine Existenz zu sichern und zufrieden zu sein. In unserer Luxusgesellschaft wird nur allzu oft der äußere Reichtum zelebriert, aber es kommt doch auf den inneren Reichtum an.“
Von unserer Mitarbeiterin Brigitte Meier
Bildinformation: Das Töpfern als Gebrauchskunst wie diesen „Kopf-Topf“ hat Denise Bartlett entdeckt. Die Tätowiererin aus Kaisersesch mit fundierter künstlerischer Ausbildung ist auf vielen Gebieten kreativ. Foto: privat