Alle Sinne sind zu spüren: In Kaisersesch eröffnet der erste landschaftstherapeutische Garten der Achtsamkeit
Kaisersesch. Viele Hobbygärtner berichten, dass sie die Arbeit an der frischen Luft mit Erde und Pflanzen als Erholung empfinden, und inzwischen hat die Landschaftstherapie auch einen wissenschaftlichen Hintergrund.
Wer die positiven Wirkungen der Natur unmittelbar erleben möchte, muss jedoch nicht gleich zu Hacke und Schaufel greifen, sondern sollte sich einfach einmal auf seine fünf Sinne konzentrieren. Am Samstag, 20. Mai, eröffnet in Kaisersesch der erste landschaftstherapeutische Garten der Achtsamkeit im Kreis Cochem-Zell – mal abgesehen vom landschaftstherapeutischen Park in Bad Bertrich.
Einen Garten vermutet man eher nicht im Industriegebiet, doch genau dort, in der Wilhelm-Conrad-Röntgen-Straße, haben die Heilpraktikerin für Psychotherapie Patricia Olbrich und der Erlebnispädagoge Norbert Olbrich auf einem rund 2000 Quadratmeter großen Grundstück einen Garten der Achtsamkeit angelegt. Das Gelände ist bewusst vorwiegend naturbelassen, erklärt Patricia Olbrich. Die 53-Jährige deutet auf die leuchtend gelben Flächen der Rapsblüten: „Diese Pflanzen haben sich von selbst von den umliegenden Feldern hier angesiedelt.“ Doch wer ganz genau hinschaut, entdeckt auch weiße, blaue und rote Farbtupfer anderer Frühlings- und früher Sommerblumen.
Zum genauen Hinschauen, also zum bewussten Einsatz des Sinnesorgans Auge, aber auch der anderen vier Sinne, mit denen man fühlen, riechen, schmecken und hören kann, regt der Pfad der Sinne an, der den Besucher durch den Garten führt. An sieben Stationen wird er aufgefordert, innezuhalten und die Aufmerksamkeit auf den Augenblick zu lenken. Wer mit Achtsamkeit die Landschaft, die Wolken am Himmel oder Insekten beobachtet, Steine und Hölzer mit Händen und Füßen berührt, Kräuter schmeckt, den Duft der Blüten riecht und das sanfte Säuseln des Windes hört, empfindet sich selbst als Teil der Natur und fühlt, wie der Stresspegel sinkt und Ruhe und Gelassenheit einkehren.
Patricia Olbrich sagt: „Wir wollen Menschen für die persönliche Wahrnehmung äußerer und innerer Eindrücke sensibilisieren. Hierbei dient uns die Natur als Erfahrungs-, Erkenntnis- und Erlebensraum.“ Wer eine psychische Störung erlebt, etwa Angst, Zwang, Depression oder Burn-out, neige dazu, sich mit der Störung zu identifizieren. Achtsamkeitsschulung kann helfen, schneller abzuschalten: „Wir schulen unseren inneren Beobachter zu mehr Gleichmut und Akzeptanz.“ Der Garten der Achtsamkeit fördert auch die Bewegung, die für die Gesundheit eine große Rolle spielt, und er bietet sich an für gemeinsame Aktivitäten wie Workshops, Wanderungen und Bildungsveranstaltungen.
Informationen im Internet: www.achtsamkeitsgarten.de
Von unserer Mitarbeiterin Brigitte Meier
Bildinformation: Patricia Olbrich zeigt einen Teil des ersten Achtsamkeitsgartens, der im Kreis eröffnet wird. Foto: Brigitte Meier