Die Abrissbirne kommt: "Jängels" wird für immer verschwinden
Kaisersesch. Die älteren Kaisersescher müssen bald ganz stark sein, denn das Gasthaus Wagener, im Volksmund bekannt als „Jängels“, dessen schöner Saal mit Bühne und Empore so manchen ausgelassenen Kirmestanz und denkwürdige Karnevalsveranstaltungen gesehen hat, wird der Abrissbirne zum Opfer fallen.
Doch wer Kaiserseschs Stadtentwicklung unterstützt, wird sich freuen, dass an der Stelle der fast verfallenen Traditionskneipe ein moderner Neubau entsteht, der vielfältig genutzt werden soll.
Unter anderem haben zwei junge Ärzte zugesagt, dass sie im Sommer 2020 die neuen Praxisräume beziehen werden. Gerhard und Christiane Buff aus Kaisersesch haben das lange leer stehende Gebäude in der Koblenzer Straße erworben und das Architekturbüro Wilfried Umbach aus Ulmen mit der Planung eines funktionalen Gebäudes beauftragt, das sich nicht nur ins Stadtbild einfügt, sondern vielmehr die städtebauliche Entwicklung des aufstrebenden Eifelstädtchens bereichert. Aus diesem Grund hat das Ehepaar Buff auch Stadtbürgermeister Gerhard Weber mit dem Stadtplaner Jürgen Sommer sowie mit Albert Jung, dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kaisersesch, mit in die Planung einbezogen.
Was nun anstelle des „heruntergewirtschafteten Altbaus“, dessen Renovierung als „nicht vernünftig finanzierbar“ verworfen wurde, entstehen soll, stellten Buff und sein Architekt nun vor: Ein viergeschossiges, luftig-helles Gebäude mit viel Glas im Bauhausstil, das im Souterrain Tiefgaragen vorhält und die Haustechnik birgt. Darüber befindet sich ein Café mit vorgelagerten Arkaden und einer Sonnenterrasse. Dieses Café kann von den Patienten der zwei Arztpraxen und einer medizinischen Praxis, etwa Physio- oder Ergotherapie, als komfortabler Wartebereich genutzt werden. Über ein Rufsystem werden die Patienten zur gewünschten Praxis gebeten.
Auf Höhe des Cafés sind eine Apotheke und Ladenlokale vorgesehen. Im obersten Stockwerk befinden sich Wohnungen, die, wie alle Bereiche des Hauses, mit einem Aufzug barrierefrei zu erreichen sind. Die Investitionssumme ist mit insgesamt rund sechs Millionen Euro geplant.
Die schwierige Frage lautet oft: abreißen oder neu bauen?
Stadtplaner Jürgen Sommer benennt das Problem bei der Stadtsanierung.
Er sei dem Bauherrn dankbar für den Mut zu dieser gewerblichen Investition, betont Bürgermeister Jung. Insbesondere mit der Ansiedlung von zwei jungen Ärzten werde der Ärztemangel auf dem Land gemildert. Jung erklärte: „Dieses schöne Gebäude als Verbindung zwischen dem Stadtzentrum und dem Außenbereich wird eine Visitenkarte für Kaisersesch sein.“ Stadtbürgermeister Weber hält es für eine gute Idee, „dass das durch Verfall unansehnlich gewordene alte Gasthaus, dessen Bausubstanz nicht mehr zu halten ist, nun vor einer modernen Immobilie mit sinnvoller Nutzung weichen wird.“
Stadtplaner Sommer beschrieb die schwierige Abwägung bei der Stadtsanierung: „Die Frage lautet häufig: erhalten oder neu bauen? Eine moderne Stadt braucht beides.“ In Kaisersesch habe man historische Gebäude erhalten, jedoch stünden zum Beispiel Geschäftsräume in alten Häusern leer, „weil sie einfach nicht mehr den technischen und sanitären Anforderungen unserer Zeit entsprechen.“ Sommer betonte zudem, dass die Nachfrage nach barrierefreien Wohnungen immer stärker werde, „und die sind in den alten, kleinen Häusern kaum zu realisieren“.
Mit der Vorstellung ihrer Baupläne möchten die Eheleute Buff anderen privaten Investoren Mut machen. Gerhard Buff sagte: „Natürlich ist das Unternehmen nicht ganz ohne Risiko, aber ich bin überzeugt davon, dass unser Plan aufgeht. Kaiserseschs Hausbesitzer können auch mit kleineren Projekten die Stadtsanierung voranbringen und unsere Stadt für die Zukunft gestalten.“
Von unserer Mitarbeiterin Brigitte Meier
Bildinformation: Architekt Umbach, Stadtbürgermeister Weber, Investor Buff, Bürgermeister Jung, Beigeordneter Schick und Stadtplaner Sommer (von links) begrüßen das neue Projekt der Stadtentwicklung in Kaisersesch.
Foto: Brigitte Meier