Erstes Weinforum Eifel macht (fast) alle froh
Kaisersesch. Man muss den Mut zur Sünde haben – so fasste Norbert Schindler die Courage der Kaisersescher in Worte: Der Präsident der Landwirtschaftskammer lobte die Initiative der kleinen Stadt, das erste Weinforum Eifel zu veranstalten.
An zwei Tagen durften sich Weinfreunde an den Erzeugnissen von 17 auserlesenen Weingütern aus vier Anbaugebieten laben. Ein Experiment, das auch die Deutsche Weinkönigin Lena Endesfelder für gut befand: „Das hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich zu einem Weinevent in die Eifel komme“, sagte sie mit einem Augenzwinkern. Immerhin: Binnen anderthalb Stunden hatte sie mit einem Kelch in der Hand die Hälfte der Weingüter schon „durch“ – und sich einen guten Eindruck verschafft.
Joachim Burg, Organisator in der Landwirtschaftskammer, fällte ein differenziertes Urteil. Hat die Neugier am Samstag gut 200 Weinfreunde zur Verkostung inklusive Weinparty in die luftige und schön dekorierte Aula der Pommerbachschule geführt, so tröpfelten sonntags die Besucher herein. „Es war durchwachsen“, wie Burg sich ausdrückte. Aber: Insgesamt seien die Weingüter „sehr, sehr zufrieden“ abgereist, einige mit Aufträgen im Bestellblock. Das lag wohl auch daran, dass die Winzer schon den jungen Wein im Portfolio hatten. So hatte das Weingut Reh aus Schleich den 2016er Grauburgunder im Gepäck – ein leichter, facettenreicher Einstiegswein. Im Karree hatten sich die Winzer von der Nahe, vom Mittelrhein, von Ahr und Mosel gruppiert, darunter die Staatsehrenpreisträger Franz-Peter Fuhrmann (Ellenz-Poltersdorf) und Lönartz-Thielmann (Ernst). 27 weitere Weingüter mit Klang aus dem Kreis bestückten einen „Sondertisch Cochem-Zell“, an dem Weine von B wie Briedel bis Z wie Zell verkostet werden durften.
Die Stadt Kaisersesch bot eine eigene Majestät auf, die freilich anders als Lena Endesfelder kein Krönchen auf ihr Haupt drapiert hatte: Christina I. (Strosetzki). Für Landwirtschaftsstaatssekretär Peter Bleser. MdB, auch ein Symbol, dass „die Verbindung von Kaisersesch zur Mosel tiefer wird“. Denn einerseits hat die Eifelstadt zweimal das Weinfest „Esch macht Ernst“ mit Ernster Winzern erfolgreich veranstaltet, zum Zweiten hat die Escher Prinzessin ihre Wurzeln in Klotten – und das liegt unzweifelhaft an der Mosel. Bleser lobte nicht nur die Idee eines Weinforums in der Eifel, es sei zu fordern und „etwas ganz Fantastisches“. Die Qualität gerade an der Mosel sei in den jüngsten Jahren sprunghaft gestiegen, und solche Foren wie in Kaisersesch seien für Renommee und Entwicklung im Moseltal wichtig. Weinkönigin Lena, selbst ein Kind der Mosel, brachte es salopper auf den Punkt: „Unsere hervorragenden Weine sollen auch hier und in ganz Deutschland mal rumkommen.“
Gemeinsam mit Koblenz und Trier in einer Reihe genannt zu werden, das machte den Hausherrn stolz. Stadtbürgermeister Gerhard Weber verhehlte nicht, dass man ihn und den Stadtrat vor zwei Jahren mit etwas Skepsis betrachtet hatte, als man das erste Weinfest unter dem schiefen Turm auf den Weg brachte. Der Erfolg gab den Akteuren recht, das Weinfest in der Eifel – die nächste Auflage ist für 10. Juni geplant – hat sich zum meistbesuchten Fest in der kleinen Stadt gemausert. Und das Weinforum Eifel? Da fehlt noch das letzte Resümee – ein Punkt zum Einhaken ist der noch nicht abgestimmte Hin- und Rücktransport mit dem ÖPNV. Weinbaupräsident Rolf Haxel, der sich sichtlich wohlfühlte, unkte übers Wetter: „Vielleicht hätte es etwas wolkiger mit einem leichten Nieselregen sein können.“ Dann wären einige Wanderer und Gartenarbeiter ebenfalls hierhin gekommen. Aber Johannes Burg von der Landwirtschaftskammer machte Hoffnung auf eine Neuauflage: „Wir werden die Veranstaltung auf jeden Fall fortführen.“
Stadtchef Weber sah die positive Seite einer solchen Veranstaltung, die viele Weinexperten, aber auch profane Verkoster an einem Ort vereinte. Weber: „Der Wein bringt Menschen aus der Eifel und darüber hinaus zusammen, und er macht sie alle glücklich.“
Von unserem Redaktionsleiter Thomas Brost
Bildinformation: Hmm, der hat Aroma: Die Deutsche Weinkönigin Lena Endesfelder aus Mehring (links) holt sich eine Nase voll. Und ist später begeistert von der Qualität der Weine. Beim ersten Weinforum Eifel hat es einen bunten Strauß edler Kreszenzen zu verkosten gegeben. Foto: Peter Barzen