Leerstand: In Kaisersesch droht eine klaffende Wunde
Vielen Kaisersschern mag die Eröffnung des alten Lidl-Marktes und der angrenzenden Geschäfte noch in Erinnerung sein – eineinhalb Jahrzehnte sind für eine so umfassende Umgestaltung der Ortsmitte ja auch kein langer Zeitraum.
Doch für die Geschäftswelt ist das Schnee von gestern, der große Marktplatz in der Bahnhofstraße offensichtlich nicht mehr attraktiv genug. Lidl hat sich aus der Stadtmitte verabschiedet, doch was kommt jetzt?
Der Parkplatz vor dem leer stehenden Discountergebäude wird noch rege genutzt, doch mit dem Supermarkt haben sich auch ein Getränkehändler, eine Bäckerei und die Post verabschiedet. Und auch Philipp Elwig, Inhaber des Elektromarktes Euronics, hat sich entschlossen, den Standort zu verlassen – nach nur gut vier Jahren. „Wir haben uns dazu entschieden, nachdem wir erfahren haben, dass der Lidl weggeht“, sagt der Unternehmer. Man könne sehen, dass der Standort nach und nach „in alle Einzelteile zerfallen“ ist, sagt Philipp Elwig.
Der Umzug des Discounters hat nicht nur Auswirkungen auf die nahe gelegene Geschäftswelt, viele Eifler sind unzufrieden, dass sie fußläufig kein Lebensmittelgeschäft erreichen können.Vor allem Senioren sind betroffen, sie müssen jetzt weitere Wege in Kauf nehmen. Doch wie stehen die Chancen, dass sich die Situation bald wieder verbessert?
Stadtbürgermeister Gerhard Weber ist skeptisch, dass die leer stehenden Geschäfte in der Ortsmitte schnell neu besetzt werden. Dies liege nicht an fehlenden Bestrebungen der Stadt, sondern an dem Trend, dass Supermärkte ihre Konzepte lieber auf der „grünen Wiese“ umsetzen. Gespräche mit dem Vermieter, seitens der Stadt und der Verbandsgemeinde, haben bisher laut Weber keine Früchte getragen. „Jetzt haben wir einen neuen Ansprechpartner, da fängt man wieder von vorne an.“ Ein Hauptproblem: Der Mietvertrag mit Lidl läuft Informationen unserer Zeitung zufolge noch bis zum Jahr 2022. Der Anreiz, einen Nachmieter zu finden, dürfte derzeit also noch nicht stark ausgeprägt sein. Lidl selbst bietet das Objekt an, bisher aber ohne Erfolg.
Verwaltet werden die Gebäude von einem Immobilienunternehmen aus Düsseldorf, Investor scheint allerdings eine Holding aus Großbritannien zu sein, nachdem ein Treis-Kardener Unternehmer die Objekte verkauft hat.
Immer weiter verbreiten sich die Gerüchte, dass auch die letzten Anlieger dem Standort an der Bahnhofstraße den Rücken kehren. Bestätigen ließen sich diese bisher allerdings nicht. „Wir vermissen eine Alternative zu Lidl und hoffen, dass sich in nächster Zeit etwas bewegt“, sagt Josef Wältermann, Immobilienmakler und im Mitglied des Wirtschaftsausschusses der VG. Dies müsse möglich sein, da immerhin zwischen 600 und 700 Einwohnern in direkter Nähe zum jetzt leer stehenden Gebäude leben. Einig sind sich Wältermann und Weber, dass sich die Stadt grundsätzlich sehr positiv entwickelt.
Ursprünglich wollte Philipp Elwig seinen Laden erweitern und die ehemalige Poststelle übernehmen, wurde sich aber mit dem Vermieter nicht einig. „Das ist sehr schade, auf dem Parkplatz war immer viel los, es war ein guter Standort“, sagt Elwig. Was sich für den Unternehmer anfangs als große Krise darstellte, beschreibt er nun als großes Glück. Elwig kaufte das ehemalige Mehrgenerationenhaus in der Poststraße und eröffnet am 5. Februar neu. Die alte Filiale ist dann nur noch ein Lagerplatz, da auch sein Mietvertrag noch länger läuft. Der nächste Leerstand.
Unklar ist auch, ob die bestehenden Supermärkte besser an den öffentlichen Nahverkehr angebunden werden können. Allerdings baut Lidl derzeit eine neue Zufahrt, die es Fußgängern ermöglichen wird, den Discounter sicher ohne Auto zu erreichen.
Von unserem Redakteur Kevin Rühle
Bildinformation: Fotos: Kevin Rühle